Geschichte

Ersterwähnung


Im Jahr 815 wurde Schwarzenbach, ein Teilort von Neuravensburg erstmals urkundlich erwähnt. Der Grundbesitzer Hadupert schenkte seinen Grundbesitz in Schwarzenbach dem dortigen Priester Theodoldus. Nach dessen Tod sollte die Schenkung an das Kloster St. Gallen übergehen. Die Originalurkunde ist dort im Stiftsarchiv erhalten.
Der Ort Neuravensburg wurde erstmals 1271 als „Nuwen Ravenspurg“ erwähnt. Damals war die Burg im Besitz des Reichsministerialen Heinrich von Ravensburg, der auch das Dorf auf dem Burgberg, unterhalb der Burg gründete. Nach seinem Tode um 1270 ging Neuravensburg an das Kloster St. Gallen, bis die Burg und das Dorf 1450 an die Stadt Lindau verkauft wurden, wo sie bis 1586 verblieben, bevor sie wieder ans Kloster St. Gallen fielen. Während dieser Jahre wurde die Burg im Bauernkrieg 1525 zerstört. 1586 löste die Reichsstadt Wangen die verpfändete Herrschaft aus, musste sie aber 1608 an das Kloster zurückgeben. Von 1613 bis 1617 unter St. Galler Herrschaft wurde die Burg als Schloss durch Abt Bernhard Müller wieder aufgebaut.

Vom 30-jährigen Krieg bis zum 2. Weltkrieg

Den Dreißigjährigen Krieg zwischen 1618 und 1648 überstand das Schloss Neuravensburg weitgehend unbeschadet. In diese Zeit fiel auch der Ausbruch der Pest 1635. Erwähnenswert ist das Wirken von Abt Beda Angehrn. In seiner Amtszeit von 1767 bis 1796 legte er 16 Fischweiher an. Außerdem gründete er in Roggenzell und Schwarzenbach Schulen und ließ die Holzbrücken in Föhlschmitten und in Hiltensweiler bauen, welche heute noch zu begehen und bestaunen sind. Nach der Säkularisation im Jahre 1803 ging die Neuravensburg an den Fürst von Dietrichstein. 1829 wurden der Besitz und die Gebäude der Neuravensburg an das Königreich Württemberg verkauft. Ein paar Jahre später wurden Ländereien, welche ursprünglich zum Schloss gehörten, und das Gebäude zum Abriss an Privatpersonen verkauft. So kommt es, dass heute nur noch der Bergfried erhalten ist. Baumaterialien des Schlosses sind noch heute in verschiedenen Gebäuden vorzufinden (z.B. in der Kirche in Roggenzell). Ab 1913 begann man sich erstmals auf das historische Erbe, den Burgberg zu besinnen und veranlasste erste Instandsetzungs- und Erhaltungsarbeiten. Mit der Gründung des Burg- und Heimatvereins 1987 übernahm dieser die Verantwortung für den Erhalt und die Erforschung der Anlage.
Der Ort Neuravensburg wurde im Jahr 1810 selbständige Schultheißerei (später Gemeinde) innerhalb des Oberamts Wangen. Der erste Weltkrieg brachte mit seinen zahlreichen Opfern unvorstellbares Leid in alle Familien. Die Wirtschaftskrise der 20er- und frühen 30er-Jahre war schließlich der Nährboden für Extremparteien. Nach dem politischen Umsturz 1933 wurde das öffentliche Leben in der bis dahin katholischen Zentrumshochburg für 12 Jahre von der NSDAP beherrscht. Am 29. April 1945 wurde die Gemeinde von französischen Truppen besetzt und bis in den August 1946 wurde sie von der Besatzungsbehörde verwaltet. Auch das war eine entbehrungsreiche Zeit zumal auch noch mit Ende des Krieges Flüchtlinge und Heimatvertriebene zugewiesen wurden und aufgenommen werden mussten.

Die Nachkriegszeit


Die Wahl des ersten Gemeinderates und des ersten Bürgermeisters nach dem zweiten Weltkrieg fand am 15.09.1946 statt. Damit waren die Geschicke der Gemeinde wieder in eigenen Händen. Anstelle der Sorge um die Bedürfnisse des täglichen Lebens für die Bevölkerung traten nun Planungen und Maßnahmen zur Verbesserung der zivilen und staatlichen Infrastruktur sowie für die Funktion und Förderung des kulturellen Lebens und der hierfür erforderlichen Einrichtungen in den Vordergrund. So wurde in den Musikvereinen wieder Blasmusik gespielt. Auch andere Vereine, wie der Sportverein, nahmen wieder ihren Betrieb auf und das gesellschaftliche Leben kam allmählich wieder in Gang. Nach der Währungsreform 1948 kam langsam auch die Wirtschaft wieder auf die Beine. Einen Meilenstein für Neuravensburg war der Zusammenschluss der fünf Neuravensburger Sennereigenossenschaften im Jahr 1960 zu einer großen Genossenschaft und der Bau des Allgäu-Milchwerkes Neuravensburg. Doch bald schon darauf setzte das Höfesterben im Wangener Umland ein. Heute hat dies einen bedauerlichen Negativrekord erreicht und zeigt als Folge eine schleichende Veränderung unserer jahrhundertealten Kulturlandschaft.

Neuravensburg bis zur Eingemeindung 1972

Was heute nicht mehr vorstellbar ist, war in dieser Zeit noch Realität, ein Leben ohne Handy und Telefon. In den sechziger Jahren sollte sich dies allmählich ändern. Über die Telefonvermittlung im Postamt Neuravensburg wurden Telefonverbindungen hergestellt. Vitus Zauner wurde 1960 Bürgermeister, damals hatte Neuravensburg 1360 Einwohner, deren Zahl aber durch die Ausweisung mehrerer neuer Baugebiete schnell anstieg. Am Neuravensburger Berg entstand eine große Wohnsiedlung, die auch einen Zuzug aus der weiteren Umgebung brachte. In der Amtszeit von Vitus Zauner als Bürgermeister wurden unter anderem die Turn- und Festhalle und die Grundschule errichtet sowie die Bodenseestraße ausgebaut. Auch gab es ab 1962 wieder das beliebte Burgfest, damals noch mit Feuerwerk und der großen Rutsche am Burgberg. 1969 wurde der neue Kindergarten in der Engetsweilerstraße eingweiht, ein Jahr später begann die Bebauung am Neuravensburger Berg und der Bau der neuen Turnhalle. Nach einer Bürgeranhörung traf der Gemeinderat Neuravensburg Ende März 1972 mit 8 Ja-Stimmen und 3 Neinstimmen die Entscheidung zur Eingliederung Neuravensburgs in die Stadt Wangen. Damit war auch der Weg frei für den Neubau einer einzügigen Grundschule für beide Ortsteile Roggenzell und Schwarzenbach.

 

Die Zeit bis zur Jahrtausendwende

Nach der Eingemeindung und zwei Jahre als Ortsvorsteher wurde Vitus Zauner im September 1974 verabschiedet, als Nachfolger wurde Michael Leib vom Ortschaftsrat und Gemeinderat gewählt. Die Wohnbebauung am Neuravensburger Berg ging zügig voran, das Wirtschaftswunder war längst auch hier angekommen. Im April 1976 vernichtete ein Großbrand historische landwirtschaftliche Gebäude des Gasthofes Zum Weißen Kreuz, nur ein Jahr später brannte dann auch der ehemalige Gasthof bis auf die Grundmauern ab. Nach der Kommunalwahl 1980 schied der bisherige Ortsvorsteher Michael Leib aus dem Amt aus, zu seinem Nachfolger wählte der Ortschaftsrat Rupert Sutter. Ebenfalls im Jahr 1980 feierte das Allgäu-Milchwerk in Neuravensburg zum 20-jährigen Bestehen die Einweihung eines Erweiterungsbaues. Vom Sportverein Neuravensburg machten in dieser Zeit vor allem Rock 'n' Roll Tänzer und die Tischtennismannschaft von sich reden. In den frühen 80er Jahren kam der Bau der Autobahn A96 in Gang, einer für die Ortschaft aufgrund der hohen Belastung durch den Durchgangsverkehr auf der B18 enorm wichtigen Maßnahme, parallel begann die Erschließung des Baugebietes Am Schwarzenbach, um dem vielfach vorhandenen Wunsch nach privatem Wohnungsbau nachkommen zu können.  1990 wurde die Talbrücke über die Obere Argen, das vermutlich bekannteste Bauwerk auf unserer Gemarkung, fertiggestellt. Im Jahr 1987 wurde das Allgäu-Milchwerk in die Omira eingegliedert und damit zur Emmentalkäserei. Nach der Kommunalwahl 1994 begann die 20-jährige Ära von Horst Büssenschütt als Ortsvorsteher. Die Burgruine wurde saniert, weitere Baugebiete wurden erschlossen. Das Straßendorf Neuravensburg wuchs in die Breite.

 

Neuravensburg im 21. Jahrhundert 

Nach dem Jahrtausendwechsel setzte sich die Entwicklung Neuravensburgs fort, nach langer Wartezeit wurde 2005 das zweite Rasenspielfeld eingeweiht, in der Dorfmitte entstand der neue Edeka-Dorfmarkt, nach der Finanzkrise 2008 wurde der Kindergarten modernisiert und erweitert, in Schwarzenbach entstand ein neues Dorfgemeinschafthaus und der Dorfplatz wurde neu gestaltet. Seit 2014 ist Dr. Hermann Schad Ortsvorsteher, das in Roggenzell lange geforderte Baugebiet kam auf den Weg und ist mittlerweile voll belegt, der zweite Abschnitt des Baugebietes Schwarzenbach-Nord wurde in Angriff genommen. Die derzeit wichtigsten kommunalen Aufgaben sind die Erweiterung des Kindergartens und der Grundschule zumal die 3000-Einwohner-Grenze mittlerweile nachhaltig übersprungen ist.