Neuravensburger Weiher

Geschichte

Der Neuravensburger Weiher wurde vermutlich um 1200 zur Fischzucht angelegt. Wie viele der zahlreichen Seen in Oberschwaben wird er von Fachleuten als eutroph (nährstoffreich) eingestuft. Dies haben bereits unsere Vorfahren im Mittelalter erkannt und aus der Not, d.h. dem Verlust von Nährstoffen, eine Tugend gemacht. Zahlreiche künstliche Weiher wurden zur Fischzucht angelegt, um zumindest einen Teil der im niederschlagsreichen Oberschwaben aus den Wiesen und Feldern in die Bäche und Flüsse ausgewaschenen Nährstoffe in dringend benötigte Nahrungsmittel umzusetzen. Im vergangenen Jahrhundert sind die meisten dieser Weiher wieder aufgegeben und abgelassen worden. Der Neuravensburger Weiher hat aber bis heute Bestand und wird nach wie vor zur Fischzucht genutzt. Daneben dient der Weiher im Sommer auch als Badeweiher und im Winter sieht man auf dem zugefrorenen Weiher bei schönem Wetter teilweise bis zu Hundert Schlittschuhläufer und Eishockeyspieler. Dass dies auch weiterhin so bleiben kann, ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, denn der Reichtum an Nährstoffen ist gerade für die Freizeitnutzung eher kein Segen.

Hydrologie

Das Einzugsgebiet umfasst insgesamt 488 ha, der Großteil (ca. 75%) ist landwirtschaftlich genutztes Grünland. Das Wasservolumen des Weihers beträgt ca. 180.000 m³. Die maximale Tiefe des Weihers beträgt etwa 4 Meter, mit durchschnittlich ca. 1,8 m Wassertiefe ist er ausgesprochen flach. Die Erwärmung des Wassers im Sommer erreicht daher auch das Tiefenwasser.

Der Weiher wird nahezu ausschließlich von Oberflächenwasser gespeist. Die Zuläufe kommen aus dem Moosbach von Südwesten und dem Zipfelgraben von Nordosten, der Ablauf erfolgt über den Mühlbach und den Langen Bach zur Oberen Argen.

Durch witterungsbedingte Turbulenzen während der Sommermonate bspw. durch Gewitterstürme und Starkniederschläge kommt es in deutlich stärkerem Umfang zu einer vertikalen Vermischung als bei tieferen Weihern. Dadurch gelangt nährstoffreiches aber sauerstoffarmes Wasser an die Oberfläche, wodurch das Algenwachstum stark angeregt wird und der Weiher in der Folge weiter an Sauerstoff verarmt.

 

Naherholungsgebiet

Für viele Menschen aus Neuravensburg ist der Weiher Naherholungsgebiet. Im Sommer ist er beliebtes Badeziel für Jung und Alt. Die schöne Liegewiese am Nordufer lädt zum Entspannen ein. Und wenn die Temperaturen mal nicht zum Baden einladen, bieten mehrere Ruhebänke Platz zum Lesen oder man kann sich mit Freunden treffen und die Landschaft und den Weiher genießen.

Im Winter tummeln sich Schlittschuhläufer und Eishockeyspieler auf dem Weiher, sofern der Weiher zugefroren und das Eis ausreichend dick ist. Leider ist dies aufgrund des Klimawandels nur noch selten der Fall.

 

Naturschutzgebiet

Seit Juli 2000 ist der Neuravensburger Weiher mit seiner Verlandungszone Naturschutzgebiet und hat eine große Bedeutung als Brut- und Rastplatz für seltene und bedrohte Vogelarten.

Wesentliche Schutzzwecke des knapp 40 ha großen Gebietes sind die Erhaltung und Optimierung

  • des Weihers mit seiner Verlandungszone als Brut- und Rastplatz für seltene und bedrohte Vogelarten von zum Teil europäischer Bedeutung
  • der Feucht- und Nasswiesen sowie der Quellbereiche und Reste von Streuwiesen als Standorte seltener oder gefährdeter Pflanzenarten
  • des gesamten Gebietes als Lebensraum und Rückzugsgebiet einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt, als wichtigem Bestandteil im Lebensraumverbund von nicht oder nur extensiv genutzten Feuchtgebieten der Region, als Landschaftsteil von besonderer Schönheit und als kulturhistorisches Zeugnis einer früheren Landnutzung

 

Weihersanierung

Der Weiher fungiert als Phosphatsenke, d.h. das mit dem Zufluss eingetragene Phosphat akkumuliert im Weiher. Es wird von Pflanzen und Kleinlebewesen aufgenommen und sinkt mit deren Absterben auf den Weihergrund ab. Für die Zersetzung dieses organischen Materials wird Sauerstoff benötigt, der gerade im Sommer, wenn im warmen Wasser unter dem Einfluss der Sonne das Algenwachstum besonders stark ist, nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht. Die Folge ist eine Sauerstoffverarmung zumindest im Tiefenwasser und die Bildung von Faulschlamm. 

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich so auf der gesamten Weiherfläche eine im Mittel etwa einen Meter dicke Schlammschicht aufgebaut. Durch regelmäßiges Wintern kann ein Teil des Faulschlammes mineralisiert und dadurch auch kompaktiert werden. Allerdings wird dadurch die zunehmende Verlandung des Weihers nicht gestoppt, sondern allenfalls etwas verlangsamt. Für eine nachhaltige Sanierung ist vor allem eine Entschlammung erforderlich. Eine solche Maßnahme ist aufwändig und naturschutzfachlich kompliziert, insbesondere wird sie ohne eine ortsnahe Verwertung des Weiherschlammes finanziell kaum zu stemmen sein.

Fischerei

Seit vielen Jahren ist der Weiher als Fischereigewässer an den Angelverein Neuravensburg verpachtet. Damit ist der Verein gesetzlich auch zur Hege des Gewässers bzw. des Fischbestandes verpflichtet. Eingesetzt werden dürfen nur einheimische und standortgerechte Fischarten, wie Barsche, Hechte, Karpfen, Welse, Schleien, Weißfische und Zander. Der Verein kümmert sich in vorbildlicher Weise auch um die Pflege des Uferstreifens und erfreut sich eines großen Zuspruchs von Jugendlichen.

Ein besonderes Highlight ist das im Turnus von sechs Jahren durchgeführte Abfischen des Weihers. Hierbei wird das Wasser vom Weiher in den langen Bach abgelassen und die Fische werden im Abfischbecken entnommen. Nicht selten kommen dabei prächtige Exemplare zum Vorschein.

In begrenztem Umfang dürfen auch Nichtvereinsmitglieder im Weiher angeln, dazu ist der Erwerb einer Tageskarte erforderlich. Angeboten werden diese auf der Ortsverwaltung und an der AVIA Tankstelle.